FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor den näher rückenden Gesprächen zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin über eine Lösung im Ukraine-Krieg an diesem Freitagabend sind die Anleger am deutschen Aktienmarkt vorsichtiger geworden. Die Gewinne im Dax, der zum Handelsstart noch die Marke von 24.500 Punkten getestet hatte, bröckelten am Nachmittag nahezu komplett ab. Zuletzt zeigte sich der deutsche Leitindex mit plus 0,1 Prozent auf 24.401 Punkten fast unverändert. Dabei bewegten aktuell veröffentlichte US-Konjunkturdaten kaum.
Das vor rund einem Monat erreichte Rekordhoch im Dax von 24.639 Punkten bleibt in Reichweite, auch wenn um die 24.500-Punkte-Marke herum technische Widerstände lauern. Im Wochenverlauf zeichnet sich aktuell ein Plus von einem Prozent ab. Der MDax gab am Freitagnachmittag um 0,3 Prozent auf 31.031 Punkte nach.
Die Hoffnungen an den Finanzmärkten sind groß, was die kurz vor dem US-Börsenschluss starteten Gespräche betrifft, auch wenn Trump sich in der Vermittlerrolle sieht und das Treffen als eine Art Vorstufe für ein potenzielles zweites Treffen darstellt. Gleichwohl: Eine einzige beiläufige Bemerkung am Rande der Gespräche könnte deutliche Eskapaden an den Börsen nach sich ziehen, erwartet Analyst Stephen Innes vom Vermögensverwalter SPI Asset Management.
Großes Enttäuschungspotenzial gebe es, falls sich die Fronten zwischen den beiden mächtigen Männern verhärteten oder deren Positionen die Ukraine und auch die Europäer vor den Kopf stießen, warnte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. "Am Montag könnte deshalb sehr viel Ernüchterung am Aktienmarkt eintreten." Sollte es dagegen ernsthafte Fortschritte in Richtung eines Waffenstillstands geben, könnte nicht zuletzt das Thema Wiederaufbau der Ukraine stärker als Anlegerthema in den Fokus rücken.
Vor dem Gipfel gingen die Blicke aber zunächst zu zahlreichen US-Konjunkturdaten. Während noch auf die Daten zur Industrieproduktion im Juli oder auf das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen im August gewartet wird, reagierte der Dax auf die Einzelhandelsumsätze und die Daten zu den Einfuhrpreisen kaum. Die Einzelhandelsumsätze im Juli stiegen etwas weniger als erwartet. Die Daten dürften nach den Worten der Helaba-Experten die bereits ambitionierten Erwartungen an Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed allerdings "leicht dämpfen", denn die Vormonatswerte seien deutlich nach oben korrigiert worden. Die Einfuhrpreise sanken den Prognosen entsprechend moderat.
Nach einer Flut von Quartalsberichten in den vorangegangenen Tagen blieb es unternehmensseitig hierzulande ruhig. Allerdings sackten im Nebenwerte-Index SDax die Aktien der erst kürzlich aufgenommenen Verve Group bei hohen Handelsumsätzen um knapp 22 Prozent ab. Der schwedische Spezialist für digitale Werbung und Spieleentwicklung senkte die Zielspannen für den Nettoumsatz 2025 und für das bereinigte operative Ergebnis deutlich. Begründet wurde dies mit technischen Problemen und ungünstigen Wechselkursen.
Am MDax-Ende büßten die Papiere von Thyssenkrupp 6,0 Prozent ein, nachdem sie angesichts gesenkter Jahreszielen am Vortag bereits 9 Prozent verloren hatten. JPMorgan sieht mittelfristig weitere Kursrisiken und kappte daher das Kursziel für die Aktie des Stahl- und Industrieunternehmens. Selbst die neuen Prognosen seien schwer erreichbar, hieß es.
Chemieaktien wie BASF mit plus 1,6 Prozent an der Dax-Spitze oder Wacker Chemie und Lanxess, die im MDax deutlich zulegten, profitierten von Hoffnungen auf einen entscheidenden Schritt hin zu einem perspektivischen Ende des Ukraine-Krieges./ck/men
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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