PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Um französische Aktien haben Anleger am Dienstag angesichts einer steigenden politischen Unsicherheit einen Bogen gemacht. Die Schwäche der Pariser Börse belastete den europäischen Aktienmarkt insgesamt. Hinzu kommen Sorgen um die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed sowie neue Zolldrohungen der US-Regierung in Richtung China, die zusammen mit den am Mittwoch erwarteten Quartalszahlen des KI-Chipgiganten Nvidia Anleger zurückhaltend agieren lassen.
Der Leitindex EuroStoxx 50 gab in dieser Gemengelage am späten Vormittag um 0,77 Prozent auf 5.402 Punkte nach, womit das Leitbarometer der Eurozone sein Minus vom Vortag ausweitete. Europaweit überdurchschnittliche Verluste von 1,7 Prozent verbuchte der französische Leitindex Cac 40, dessen Chartbild sich beim Stand von 7.708 Punkten eintrübte.
Im Streit um den anstehenden Sparhaushalt will Frankreichs Premier François Bayrou die Vertrauensfrage stellen. Das Parlament werde darüber in zwei Wochen am 8. September abstimmen, sagte Bayrou. Darauf habe er sich mit Präsident Emmanuel Macron verständigt. Bank-Ökonomen fürchten wirtschaftlichen Schaden, sollte die Regierung in Frankreich stürzen.
Außerhalb der Eurozone notierte am Dienstag der Schweizer SMI leicht im Minus bei 12.194 Punkten. In Großbritannien, wo am Vortag wegen eines Feiertags die Börse geschlossen war, verlor der FTSE 100 0,5 Prozent auf 9.274 Zähler. Am vergangenen Freitag hatte der "Footsie" noch ein Rekordhoch erklommen.
Zunehmend irritiert zeigen sich Anleger mit Blick auf Personalien der Fed. Ein sich zuspitzender Machtkampf um die Besetzung der US-Notenbank wirft Fragen auf in puncto der Unabhängigkeit der US-Zentralbank. US-Präsident Donald Trump teilte mit, dass Fed-Gouverneurin Lisa Cook mit sofortiger Wirkung aus ihrem Amt im Vorstand entlassen werde. Cook machte aber deutlich, dass sie um ihren Posten kämpfen will. "Der Präsident gab an, mich "mit Gründen" zu feuern, während rechtlich keine Gründe existieren - und er keine Vollmachten hat, dies zu tun", hieß es in einer Stellungnahme ihrer Anwaltsfirma, die unter anderem die Nachrichtenagentur Bloomberg und die Website "Axios" verbreiteten.
Auch beim Thema Zölle gegen China gab sich Trump aggressiv. Er drohte China mit Strafzöllen von bis zu 200 Prozent, falls Peking die Vereinigten Staaten nicht zuverlässig mit Magneten aus seltenen Erden beliefert. Die Zoll-Fragen und die damit verbundenen Risiken einer anziehenden Inflation überlagern nun auch wieder die etwas gestiegene Wahrscheinlichkeit einer US-Leitzinssenkung im September.
Im EuroStoxx lagen am Vormittag französische Papiere mit deutlichen Abschlägen auf den hintersten Plätzen. Banken litten unter den ungewissen politischen und wirtschaftlichen Perspektiven besonders. BNP Paribas rutschten um mehr als 5 Prozent ab. Auch Papiere aus dem Bausektor waren wie schon am Vortag erneut sehr schwach. Vinci weiteten ihren Verlust um fast 6 Prozent aus.
In London büßten British American Tobacco 1,3 Prozent ein. Der Tabakkonzern muss sich einen neuen Finanzvorstand suchen. Die bisherige Amtsinhaberin Soraya Benchikh werde mit sofortiger Wirkung von ihrem Posten zurücktreten, hieß es. Ferner gewannen in London die Titel des Großhandels- und Logistikkonzerns Bunzl nach Halbjahreszahlen 5,3 Prozent./ajx/mis
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